Ich hatte es ja angedroht: Fortsetzung folgt und dem komme ich jetzt nach. Mein Vater war ja am frühen Donnerstagnachmittag verschwunden und spät abends machten meine Schwester P. und ich mir dann wirklich langsam große Sorgen, da dies Verhalten absolut untypisch für ihn ist. So fuhr ich dann durch die Gegend, um vielleicht ein Zeichen von ihm aufzufinden. Aber natürlich Fehlanzeige. Nachts ist nicht wirklich viel los hier, trotzdem ist das wie die berühmte Nadel im Heuhaufen zu suchen. Gegen drei Uhr nachts schlief ich dann ein, allerdings sehr schlecht und auch mit einem unguten Gefühl. Mir war klar, dass irgendwas nicht stimmen kann.
Am Freitagmorgen war er dann immer noch nicht aufgetaucht und P. machte sich auf den Weg zur Arbeit. Ich arbeitete den Tag von zu Hause aus und überprüfte noch mal alles nach einem Zeichen von ihm. Es hätte ja sein können, dass er nachts irgendwann aufgetaucht war. Dem war leider nicht so, zumindest bemerkte ich nichts. Ich widmete mich zunächst meiner Arbeit mit dem festen Vorsatz am Nachmittag die Polizei zu verständigen. Es muss ca. 12.30 Uhr gewesen sein, als plötzlich die Kellertür aufging und mein Vater der Länge nach auf den Flur fiel so plump wie ein Baum, der gerade gefällt wurde. Kurz darauf begann er zu röcheln. Ich verständigte sofort den Notruf.
Noch während dem Telefonat war ich zu ihm gelaufen und sah nur den wirklich schlimmen Zustand. Er stank fürchterlich, war schmutzig und das Shirt voller Blut Der Rettungswagen sollte sofort kommen. Ich begann mit ihm zu reden und ihn weiter zu fragen, was passiert sei. Stark zitternd und röchelnd sagte er, dass er sich das Handgelenk aufgeschnitten hatte. Ich sah vorsichtig nach und sah am rechten Handgelenk eine tiefe, klaffende Wunde, die aber nicht mehr blutete. Ich rief sofort nochmals den Notruf an und gab die neuesten Erkenntnisse durch. Danach versuchte ich ihn in die stabile Seitenlage zu bewegen.
Wie sich später herausstellte, muss er am vergangenen Abend schon heim gekommen sein und befand sich dann die ganze Zeit im Keller (sehr groß, viele Räume). Offenbar war er nur wenige Stunde weg (wenn überhaupt) und hatte sich da schon versucht die Pulsader aufzuschneiden. Wenn er richtig getroffen hätte, wäre er jetzt auch nicht mehr am Leben. Er hatte unwahrscheinliches Glück. Er hatte sehr viel Blut verloren, zitterte vor Kälte und war so schwach, dass er wirklich kurz davor war, das letzte Fünkchen Leben zu verlieren. Er stammelte nur ständig "ich halte das nicht mehr aus, ich will nicht mehr."
Als er nach einer halben Stunde etwa unterwegs war ins Krankenhaus, realisierte ich erst, was passiert war und zitterte am ganzen Körper. Wie verzweifelt muss man sein, um sich so was anzutun? Ich mag gar nicht daran denken, dass er geschätzte 18 Stunden in seinem eigenen Blut lag, die klaffende Wunde sowie den nahenden Tod vor sich und sein Leben hinter sich. Und dies alles keine 10 m von uns entfernt. Niemand hat es bemerkt und ich war gestern Nacht sogar noch im Keller, um etwas zu trinken zu holen. Ich habe weder etwas gehört, noch gesehen.
Ich habe noch nie in meinem Leben so den Boden unter den Füßen verloren. Ich hatte gespürt, dass etwas passiert ist, aber das lag außerhalb meiner Vorstellungskraft. Er hat schon oft Dummheiten gemacht, aber noch nie etwas, dass auch nur ansatzweise in diese Richtung ging. Es ist auch nicht so, dass ich noch nie mit so was konfrontiert gewesen wäre. Ich bin dem Tod mehr als einmal im letzten Moment von der Schippe gesprungen und habe schon Menschen vor meinen Augen sterben sehen, aber das heute (besser gestern) übertraf jegliche Horrorvisionen. Als ich nach seinem Abtransport mit dem Polizisten den Keller in Augenschein nahm, kamen mir die Tränen und ich war kurz davor zusammen zu brechen. Das Bad im Keller glich mehr einem Schlachthof. Später im Krankenhaus, als ich ihm seine Sachen brachte, konnte ich fast nichts sagen. Ich war am Ende und ich glaube, ihm wurde langsam klar, was überhaupt passiert war und was er getan hatte.
Erschreckend das Verhalten der Nachbarn. Kaum war der Notarzt weg klingelten die Ersten bereits an der Tür, um den neuesten Klatsch aufzunehmen. Auch immer wieder schön Reaktionen der Verwandten. "Mensch, P. war ja richtig fertig." Oder "Kümmere dich bloß gut um P." Ja, sicher, nur wer kümmert sich um mich? P. hat ihren Freund, der für sie da ist. Aber ich wirke stark, zumindest äußerlich. Mich erschüttert nichts, denken viele. Dabei fehlt mir langsam die Kraft. Die Kraft, das alles noch zu verarbeiten. Dabei geht es bereits nächste Woche intensiv weiter. Gespräche mit dem Psychiater, den derzeit und zukünftig behandelnden Ärzten. Denn wichtig ist, dass so was nicht wieder passiert. Und irgendwann. Ja irgendwann. Da werde ich dann auch mal Zeit für mich haben.
Am Freitagmorgen war er dann immer noch nicht aufgetaucht und P. machte sich auf den Weg zur Arbeit. Ich arbeitete den Tag von zu Hause aus und überprüfte noch mal alles nach einem Zeichen von ihm. Es hätte ja sein können, dass er nachts irgendwann aufgetaucht war. Dem war leider nicht so, zumindest bemerkte ich nichts. Ich widmete mich zunächst meiner Arbeit mit dem festen Vorsatz am Nachmittag die Polizei zu verständigen. Es muss ca. 12.30 Uhr gewesen sein, als plötzlich die Kellertür aufging und mein Vater der Länge nach auf den Flur fiel so plump wie ein Baum, der gerade gefällt wurde. Kurz darauf begann er zu röcheln. Ich verständigte sofort den Notruf.
Noch während dem Telefonat war ich zu ihm gelaufen und sah nur den wirklich schlimmen Zustand. Er stank fürchterlich, war schmutzig und das Shirt voller Blut Der Rettungswagen sollte sofort kommen. Ich begann mit ihm zu reden und ihn weiter zu fragen, was passiert sei. Stark zitternd und röchelnd sagte er, dass er sich das Handgelenk aufgeschnitten hatte. Ich sah vorsichtig nach und sah am rechten Handgelenk eine tiefe, klaffende Wunde, die aber nicht mehr blutete. Ich rief sofort nochmals den Notruf an und gab die neuesten Erkenntnisse durch. Danach versuchte ich ihn in die stabile Seitenlage zu bewegen.
Wie sich später herausstellte, muss er am vergangenen Abend schon heim gekommen sein und befand sich dann die ganze Zeit im Keller (sehr groß, viele Räume). Offenbar war er nur wenige Stunde weg (wenn überhaupt) und hatte sich da schon versucht die Pulsader aufzuschneiden. Wenn er richtig getroffen hätte, wäre er jetzt auch nicht mehr am Leben. Er hatte unwahrscheinliches Glück. Er hatte sehr viel Blut verloren, zitterte vor Kälte und war so schwach, dass er wirklich kurz davor war, das letzte Fünkchen Leben zu verlieren. Er stammelte nur ständig "ich halte das nicht mehr aus, ich will nicht mehr."
Als er nach einer halben Stunde etwa unterwegs war ins Krankenhaus, realisierte ich erst, was passiert war und zitterte am ganzen Körper. Wie verzweifelt muss man sein, um sich so was anzutun? Ich mag gar nicht daran denken, dass er geschätzte 18 Stunden in seinem eigenen Blut lag, die klaffende Wunde sowie den nahenden Tod vor sich und sein Leben hinter sich. Und dies alles keine 10 m von uns entfernt. Niemand hat es bemerkt und ich war gestern Nacht sogar noch im Keller, um etwas zu trinken zu holen. Ich habe weder etwas gehört, noch gesehen.
Ich habe noch nie in meinem Leben so den Boden unter den Füßen verloren. Ich hatte gespürt, dass etwas passiert ist, aber das lag außerhalb meiner Vorstellungskraft. Er hat schon oft Dummheiten gemacht, aber noch nie etwas, dass auch nur ansatzweise in diese Richtung ging. Es ist auch nicht so, dass ich noch nie mit so was konfrontiert gewesen wäre. Ich bin dem Tod mehr als einmal im letzten Moment von der Schippe gesprungen und habe schon Menschen vor meinen Augen sterben sehen, aber das heute (besser gestern) übertraf jegliche Horrorvisionen. Als ich nach seinem Abtransport mit dem Polizisten den Keller in Augenschein nahm, kamen mir die Tränen und ich war kurz davor zusammen zu brechen. Das Bad im Keller glich mehr einem Schlachthof. Später im Krankenhaus, als ich ihm seine Sachen brachte, konnte ich fast nichts sagen. Ich war am Ende und ich glaube, ihm wurde langsam klar, was überhaupt passiert war und was er getan hatte.
Erschreckend das Verhalten der Nachbarn. Kaum war der Notarzt weg klingelten die Ersten bereits an der Tür, um den neuesten Klatsch aufzunehmen. Auch immer wieder schön Reaktionen der Verwandten. "Mensch, P. war ja richtig fertig." Oder "Kümmere dich bloß gut um P." Ja, sicher, nur wer kümmert sich um mich? P. hat ihren Freund, der für sie da ist. Aber ich wirke stark, zumindest äußerlich. Mich erschüttert nichts, denken viele. Dabei fehlt mir langsam die Kraft. Die Kraft, das alles noch zu verarbeiten. Dabei geht es bereits nächste Woche intensiv weiter. Gespräche mit dem Psychiater, den derzeit und zukünftig behandelnden Ärzten. Denn wichtig ist, dass so was nicht wieder passiert. Und irgendwann. Ja irgendwann. Da werde ich dann auch mal Zeit für mich haben.